Heyaa auf den Eintrag freue ich mich! Mit dem Boot ging es von Buenaventura aus, auf dem Pazifik, entlang der Küste Richtung Nuqui.
Es geht an den kolumbianischen Pazifik! Herrlich abgelegen, keine Verbindungsstraßen, lediglich per Boot oder Flugzeug erreichbar und traumhaft schön! Spielende Wale, die man vom Strand aus beobachten kann, einsame Strände mit Wellen zum Surfen, kein Wifi weit und breit und Strom gibt es dann, wenn im Dorf abends der Generator angeschmissen wird.
Aber gleichzeitig geht es auch in eine der ärmsten Regionen Kolumbiens, wo sich im Dschungel noch böse Gruppierungen verstecken sollen.
Vor 2 Jahren war ich bereits mit Tobi in Kolumbien im Urlaub und damals hatte ich mich schon informiert, wie man an die Pazifikküste kommt. Jedoch ist das nicht so easy und benötigt Zeit, da es keine Straßen gibt, die Medellín oder andere Städte mit der Küste verbinden.
Daher wurde es diesmal in Angriff genommen. Aber die gute alte Zeit ging mir jetzt auch so langsam aus. Das Jahr neigt sich dem Ende zu und dann setzt wieder etwas Zeitstress ein. Wobei es kein Stress ist, aber man muss schauen wie viele Tage noch übrig sind und kann nicht überall so lange bleiben wie man möchte. Da ich noch einiges vor hatte und auf jeden Fall das Amazonasgebiet besuchen wollte, blieb entsprechend weniger Zeit für den Pazifik. Aber viel Gerede um Nebensächlichkeiten wie Raum und Zeit. Widmen wir uns der Reise zum Paradies 🙂
Wenn ich so einen Blogeintrag schreibe, schaue ich bei Google-Maps nochmals nach, wo es denn genau war und mache die Polarsteps-Screenshots meiner Route. Und da ist mir aufgefallen, dass wenn man erzählt, dass Kolumbien schon sicher ist, aber man die Dschungelregionen meiden sollte, speziell den Bereich zwischen Panama und Kolumbien, da dort die Farc und die Kokainkartelle zu Hause sind (Kolumbien ist nach wie vor Kokainexportland Nummer 1) und so weiter und so fort, ich ungefähr in dem Gebiet unterwegs war. Aber nicht tief im Dschungel, sondern an der Küste. Alles sicher! Das Departement namens Chocó ist die ärmste Region in ganz Kolumbien.
Aber man hört das in Kolumbien so oft. Cali ist die gefährlichste Großstadt, Chocó eine gefährliche Region und nach Buenaventura sollte man sowieso nicht gehen.
Also los geht’s nach Buenaventura! 🙂
Buenaventura
Mein Ziel war nach Nuquí zu gelangen. Dorthin kann man fliegen oder per Boot anreisen. Und Abfahrt des Bootes ist in Buenaventura. Daher musste ich mehr oder weniger gezwungenermaßen in dieses kleine Idyll reisen.
Aber bereits die Anreise war super cool. Von Calima Lake aus ging es mit den öffentlichen Bussen nach Buenaventura. Der letzte Bus vor Ankunft in der Stadt war voll mit Personen, die zusammen von einem christlichen Event zurückfuhren. Alle dunkelhäutig, wie so gut alle Menschen in Buenaventura. Ich möchte damit nur sagen, dass ich aufgefallen bin. Weiße Menschen oder Touristen sind hier selten zu sehen. Ich habe zumindest während meinen 2 Tagen dort keinen anderen Touristen gesehen. Aber ja zurück zum Bus!
Ich bin eingestiegen und es war kein Platz mehr frei. Also saß ich mittendrin auf dem Boden. Und irgendwie hat sich ein interessantes Gespräch mit den Personen außenrum entwickelt – über Gott. Mein Spanisch ist voll okay für Small-Talk und die gängigen Gesprächen. Bei tiefsinnigen Themen über den Glauben wird es aber eng 🙂 Aber ja war lustig. Und es war wiederholt komisch den anderen, sehr gläubigen Menschen zu erklären, dass ich sonntags nicht in die Kirche gehe und das bei uns in Deutschland ziemlich normal ist. Ich es aber schön finde, wenn andere in der Gemeinschaft und im Glauben Kraft finden. Naja sie waren meiner Meinung gegenüber tolerant und haben das so akzeptiert ohne mich aus dem Bus zu werfen. Sie haben mir sogar einen Psalm auf Deutsch und Süßigkeiten geschenkt und mir natürlich eine sichere Zeit gewünscht!
Und das ist so das Paradoxe an den Gegenden. Ich habe mich in keiner Stadt unsicher oder akut gefährdet gefühlt. Aber gerade die Einheimischen denken das Gegenteil, dass es super gefährlich für mich ist und kümmern sich dann extra um mich! So kam nach Ankunft am Busbahnhof auch direkt ein Polizist zu mir und hat sich erkundigt wohin ich möchte und mir den Weg gezeigt.
Wie erwähnt war ich der einzige Weiße und einzige Touri. Die Leute schauen einen an (man merkt es immer, auch wenn es noch so unauffällig sein soll), Kinder probieren ihre paar erlernten englischen Sätze aus und Leute versuchen einem was zu verkaufen. Aber sonst alles normal.
Buenaventura ist nicht unbedingt schön. Wobei die Waterfront voll okay ist. Ein Leuchtturm, eine Promenade mit Restaurants und viele Kinderspielplätze. Buenaventura ist einer der wichtigsten Handelshäfen und Tor zum Pazifik für Kolumbien. Da am Hafen in früheren Kolonialzeiten harte Arbeit mit günstigen Arbeitern erledigt werden musste, wurden viele Sklaven aus Afrika gebracht, was der Grund ist warum heute fast nur dunkelhäutige Menschen in der Stadt wohnen.
Das Bild ist von meinem Hotel aufgenommen und zeigt das Zentrum und bessere Bezirk der Stadt 🙂
Die Suche nach dem Boot
Mein Ziel in Buenaventura war die Fahrt mit dem Boot so schnell wie möglich klar zu machen. Problem ist dabei nur, dass es online so gut wie keine Informationen gibt. Geschweige denn eine Webseite vom Bootsanbieter (im Nachhinein muss ich darüber schmunzeln 😁 ). Ich habe online vorher unterschiedliche Angaben gefunden, an welchen Tagen das Boot abfahren soll. Mein Plan war einfach mal am Hafen nachzufragen. Jedoch wussten die Leute im Hotel nichts von einem Hafen oder wo denn Nuqui überhaupt sei. Mein Taxifahrer war auch nicht viel besser informiert.
Mit gepackten Sachen bin ich mit dem Taxi zu einem Ort gefahren, den ich in einem Blog gelesen hatte. Zur Punta del Pinal. Dort hat mein Fahrer nochmals nachgefragt und so langsam kamen wir der Sache näher. Zum Glück hat er mich nicht einfach rausgelassen an der Punta. Es sah dort nicht so aus, als ob ich dort rumlaufen möchte und mein Fahrer war wohl der selben Meinung. Viel besser sah es am Zielort aber auch nicht aus.
Nächstes Glück war, dass eine Frau am Straßenrand, die wir auch gefragt haben, sich auskannte. Eine bestimmende und laute Big Mama 🙂 Sie hat mich dann unter die Fuchtel genommen, hat dem Taxi angewiesen auf mich zu warten, mir gesagt ich soll mein Geld gut verstecken und alle die nur in die Nähe kamen wurden zusammengestaucht 🙂 Tatsächlich sollte die Frau dann auch mit mir auf dem Boot sein. Zusammen sind wir zum “Büro”, wo ich mein Ticket kaufen konnte. Ein alter Container in einem heruntergekommenden Gegend in irgendeiner Einfahrt. Ohne Hilfe absolut nicht auffindbar. Abfahrt sollte am nächsten Tag sein. Perfekt!
Um das Ganze etwas aufzulösen:
Die Dörfer der Küste entlang sind von der Außenwelt nur per Boot verbunden. Es gibt schnelle Lanchas und langsame Barcos um von Buenaventura nach Nuqui zu gelangen. Nuqui ist ein größeres Dorf mit kleinem Flughafen. Auf dem Weg dorthin liegen noch ein paar andere Dörfer. Wenn ich die ganze Zeit davon rede, dass ich nach Nuqui fahre, ist das nur halbwahr. Es ist die Richtung Nuqui. In Nuqui sollte ich mich nur ein paar Stunden aufhalten.
Variante 1 per Lancha
Lanchas sind so kleine Nußschalen. Vielleicht 10 Meter lang. Per Lancha benötigt man nach Nuqui 6-7 Stunden. Aber man sitzt auf einer Holzpritsche und das Boot springt durchgehend über die Wellen und landet jedes Mal sehr hart. Das ist schon nach einer Stunde anstrengend. Diese Lanchas fahren an der Waterfront ab, wo auch so kleinere Ausflüge gebucht werden können. Kostet so 50-60€.
Sowas hier:
Variante 2 per Barco
Alle Waren und Güter werden per Boot an die Dörfer geliefert. Mit den Barcos. Diese Barcos sind alte Kutter, die maximal vollgepackt werden und so 20-24 Stunden benötigen. Auf den Barcos werden auch Passagiere mitgenommen. Es fährt wohl 2 Mal die Woche von 2 verschiedenen Anbietern ein Barco ab. Bezahlt habe ich 33€ (inklusive Luxussuit und Vollpension 😉 ).
Los geht’s (paar Minuten später)!
Nach einer weiteren Nacht im schönen Buenaventura, konnte ich am nächsten Morgen wieder Bargeld bei Western Union abholen und mit viel zu viel Bargeld in der Tasche durch die Straßen von Buena schlendern.
Wichtig! An der Küste gibt es keine Bankautomaten! Der Taxifahrer vom Vortag hat mich wie ausgemacht pünktlich am Hotel abgeholt. Auf dem Weg setze er noch einen weiteren Fahrgast im nicht so schönen Teil von Buenaventura ab, naaaaja schnell wieder raus da 🙂
Aber ich war pünktlich kurz vor 11 Uhr am Büro und Boot. Möchte mein Boot ja nicht verpassen!
Die Frau im Büro, die die ganzen Waren regelt, meinte es dauert aber noch etwas. Das Boot muss erst noch beladen werden. Kein Problem dachte ich. Habe ich noch Zeit was zu essen.
Das war dann wieder so eine witzige Situation. Wenn dir die Frau erklärt, ich soll an der Straße rechts rum, da ist ein Imbiss. Auf keinen Fall links laufen, dort ist es zu gefährlich, da hat selbst sie Angst zu laufen. Und ich soll meine Rucksäcke hier lassen. Viel zu gefährlich! Joa dachte ich. Mein ganzes Hab und Gut einfach hier lassen, klingt auch nicht so cool. Aber wir kannten uns ja schon 10 Minuten und sie sah vertrauenswürdig aus. Alles gut! Das Essen war voll in Ordnung und mein Gepäck auch noch da. Aber die Abfahrt sollte sich weiter etwas verzögern.
Ein Laster nach dem anderen kam angefahren und es wurde alles mögliche auf den Luxusliner namens MS Johnny über eine wackelige Holzplanke und in Sicherheitsflipflops verladen. Matratzen, jede Menge Bierkiste, Ziegelsteine, unmengen an Kisten, einfach alles.
Um es kurz zu machen. 6 Stunden nach ursprünglicher Abfahrtszeit ging es um etwa 17 Uhr schon los mit der Fahrt 🙂
Eine Bootsfahrt die ist lustig
Also hieß es etwa 20 Stunden auf dem Barco gemütlich machen. Es gibt alles was man benötigt, aber eben sehr spartanisch. Man sitzt auf dem Rettungsboot oder auf Holzpritschen, es gibt ein Klo aka Loch ins Meer, Küche vorhanden und Essen wurde abends und mittags zubereitet, und die Kajüte war joaaa platzsparend, um es freundlich auszudrücken. Aber geht alles für 20 Stunden. An Bord waren etwa 12 Personen. Die Crew, Locals, die wohl zurück ins Heimatdort fuhren und ein anderes Touri-Paar aus Cali, mit welchen ich mich unterhalten konnte. Das Spanisch der anderen mit ihren Dialekt von der Küste, konnte ich kaum verstehen.
Das Paar aus Cali war schon ein Tag vorher an Bord und schlief dort bereits am Hafen, weil sie es kostenlos angeboten bekommen haben. Sie haben jedoch nichts gegessen (was sie mir erst nach Ankunft erzählt haben). Sie meinten, als sie an Bord kamen waren in der Küche hunderte Kakerlaken. In allen Töpfen und Ecken, bevor die Crew geputzt hat 🙂 Naja ich fand das Abendessen trotzdem lecker 🙂
Und so schippert man abends in den Sonnenuntergang und versucht nach dem Abendessen irgendwann zu schlafen. Das Schaukeln des Schiffes ging sogar. Mein Magen fand es nur seltsam nach dem Abendessen einige Zeit waagerecht im “Bett” zu liegen. Da musste ich etwas brechen 🙂
Aber nachts mitten im Meer bei Mondschein alleine an Deck zu brechen, hat ja fast schon was romantisches 🙂 Weiß nicht ob das gegenüber dem Übergeben barfuß im Schnee in der Mongolei eine Steigerung ist?!
Morgens begrüßten uns Delphine und ein etwas entfernter Wal. Ich finde so eine Art zu reisen mittlerweile viel cooler, als zu fliegen. Man erlebt etwas. Flughäfen und über den Wolken sieht es überall gleich aus!
Nach etwa 18 Stunden haben wir den ersten Stopp in Arusi erreicht. Vom Boot aus sah es dort ziemlich schön aus. Und so ging es für mich von Bord der guten alten MS Johnny zu den Landratten!
Coole Erfahrung. Kann es wirklich empfehlen. Nächstes Mal werde ich auch auf einem Piratenschiff anheuern, um in die Karibik zu reisen. Ay!
Und es hat sich definitiv gelohnt! Ich bin an einem Ort angekommen, der wie in den idealen Vorstellungen von einsamen Stränden direkt am Meer aussieht! Aber da ich bereits wieder zu viel getippt habe, werde ich darüber im nächsten Eintrag schreiben. Es gibt aber ein Spoilerbild!