In Ecuador ging es als letzte Station nach Quito. Der Hauptstadt des Landes. Und auch oder gerade hier waren die Gegensätze von Gut und Böse in Ecuador für mich ganz krass zu sehen! Couchsurfing, Ausflüge zum Mittelpunkt der Erde und Quilotoa, aber leider auch Diebstahl meiner Kreditkarten.
Quito
Wieder ging es per Bus von Mompiche an der Küste in die Stadt. Schon bei Ankunft spät abends am Busbahnhof kam ein Polizist auf mich zu und meinte das Übliche zu mir. Bitte aufpassen, Handy nicht in der Hand halten, Wertsachen am Körper und so weiter und so fort, weil es gefährlich ist in Quito. Da ich bisher keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht habe und der Meinung bin, dass eh nichts passieren kann, wenn ich freundlich durch die Welt marschiere, nehme ich sowas dankend an und laufe weiter. Habe mein Handy immer in der rechten Hosentasche, nicht viel Bargeld und Kreditkarte im kleinen Geldbeutel in der linken Hosentasche. Meine Bauchtasche habe ich so gut wie nicht genutzt und das funktioniert meiner Meinung nach auch überall. Das mir jemand aktiv was aus der Tasche klaut, glaube ich eigentlich nicht. Aber das nur so nebenbei. Quito sollte meine naive Sichtweise ausnutzen 😱
Aber erstmal zu den schönen Dingen in Quito. Große Stadt heißt Couchsurfing! Und in Quito wurde ich von Rosi eingeladen. Rosi ist Mitte 30 und hat mit Mati einen 10 Jahre alten Sohn. Und es war großes Glück bei ihr gelandet zu sein! Ich hatte mein eigenes Zimmer und jeden Morgen hat sie mir, bevor sie zur Arbeit ist, den Frühstückstisch reich gedeckt mit Brötchen, frisch gepressten Saft und die Eier lagen bereit um in die Pfanne gehauen zu werden, sobald ich ausgeschlafen hatte. Ein Abendessen hat sie dann auch noch jeden Tag zubereitet! That’s couchsurfing at it’s best! 😃
Dazu gab es eine Dusche mit normalen warmen Süßwasser, was nach der Zeit an der Küste auch nicht zu unterschätzen ist!! Dabei kann man noch erwähnen, dass es überall in der Region Südamerikas, eine spezielle Konstruktion gibt, um warmes Wasser zum Duschen zu haben. Es sind im Duschkopf selbst Drähte eingebaut, durch den Strom gejagt wird, damit dort das Wasser die Wärme aufnimmt. Also wie im Wasserkocher oder so. Man lernt als kleines Kind. Strom in Verbindung mit Wasser ist nicht die beste Idee. Und oft schauen einfach die Drähte einfach aus dem Duschkopf raus. Da das alles eher so mitteltoll isoliert ist, sind Stromschläge beim Duschen keine Seltenheit. Gerade beim wärmer oder kälter drehen, bekommt man regelmäßig eine gewischt. Das führt dazu, dass man mit der Zeit schon automatisch zurückzuckt, wenn man den Knauf anlangt.
Aber warm duschen > Stromschlag!
Quito hat einiges zu bieten und ist eine Reise wert. Der historische Stadtkern ist sehr schön und um Quito herum gibt es auch einige lohnenswerte Tagesausflüge.
Die Stadt ist in die Berge gebaut und liegt auf knapp 3000 Metern. Heißt man kann mit der Seilbahn auf die Berge hochfahren und dort ein typisches Bild von der Stadt im Hintergrund auf einer Schaukel sitzend machen. Wenn man Bilder von Quito sucht, ist es immer das erste Bild, das angezeigt wird 🙂 Leider war es an dem Tag, an dem ich da hoch wollte, bewölkt und daher habe ich es gelassen.
Es gibt noch eine große Basilika und verschiedene Aussichtspunkte rund um die Stadt.
Ansonsten ist die Free-Guided-Tour wie immer sehr interessant und man bekommt einiges geschichtliches beigebracht. Kurzfassung: Inkas, Kolonisierung, Großreich Kolumbien, Spaltung in die heutigen einzelnen Länder, Simon Bolivar und Sucre, Einmischung der Amerikaner (wie bei allen Ländern Südamerikas), Ecuador geht es wirtschaftlich nicht besonders gut trotz großen Ölvorkommens, nach dem Ölpreissturz wurde 2000 der US Dollar als Währung übernommen, viele Männer verließen das Land um Arbeit zu finden und Geld nach Hause zu schicken, was heute noch Auswirkung auf die Menschen hat.
Zu meiner Zeit hatte und hat Ecuador, selbst kein reiches Land, große Probleme mit den Flüchtlingen aus Venezuela. Die aktuellen Streiks lasse ich mal außen vor. Es ist schon sehr beklemmend, wie oft man Leute und ganze Familien am Straßenrand sieht. In der Stadt bekommen die Leute aus Venezuela kleine Jobs, wie die Speisekarte vorm Restaurants anbieten und sowas. Problem ist dabei auch, dass diese Menschen für die Hälfte des Gehalts arbeiten, als die Ecuadorianer, welche dann auch wieder sauer sind..! Diese haben zwar Verständnis für die Lage der Flüchtlinge, aber die damit verbundenen Probleme, lässt diese Anerkennung immer weiter sinken. Ein weiteres Problem ist, dass die Kriminalität anscheinend auch gestiegen ist. Diese Leute haben nichts und über die Runden zu kommen, ist dies halt leider eine Option. In Quito wurde ich als Touri in der Stadt dann auch nochmals genau davor gewarnt. Alles nicht so einfach!
Naja worauf ich die ganze Zeit hinarbeite. Nach der Free-Guided-Tour habe ich mich mit Rosi getroffen und sie hat mir auch noch einige Ecken der Stadt gezeigt und anschließend ging es in ein landestypische Restaurant. Nach den leckeren Speisen wurde aus dem Restaurant ein kleines Tanzlokal. Je näher man Kolumbien kommt, desto mehr ist das Tanzen immer präsenter und wichtiger und vollkommen normal! Und so wurde ich gebeten oder genötigt meine Tanzqualität zum Besten zu geben. Und ja, man gewöhnt sich dran. Es ist einfacher und spaßiger einfach loszulegen, zwar unrhythmisch aber mit Spaß bisschen zu shaken und Tanzschritte zu imitieren, als sich zu drücken 🙂 Also wurde etwas gedanced. War alles lustig und cool, nur nachdem die Tanzsession vorbei war und ich zahlen wollte, war mein Geldbeutel nicht mehr in meiner Jackentasche, die über den Stuhl am Tisch hing…!
Natürlich sehr doof von mir, meine Sachen dort zu lassen, aber daran habe ich in dem Moment echt nicht gedacht. Und eigentlich war es ein volles Restaurant und wir waren 5 Meter vom Platz entfernt. Naja alles Suchen und Leute und Kellner verrückt machen half nix. Geldbeutel war weg! Handy hatte ich zum Glück in der Hosentasche. Noch mehr doof war allerdings, dass zu dem Zeitpunkt sich meine beiden Kreditkarten im Geldbeutel befanden…! Da DKB in Ecuador des öfteren nicht funktioniert hatte, habe ich die Ersatzkarte auch eingepackt gehabt. Und joa so war das dann. In Ecuador und keine Bankkarten mehr…! Stimmung war erstmal dahin und so hieß es ab nach Hause und Bankkarten sperren statt Tanzbär sein!
Was ich unter anderem beim Reisen gelernt habe und in diesen Momenten hilft, ist nicht in Panik zu verfallen. Kurz ärgern ist okay, aber da es sowieso nichts bringt, wird direkt umgeschaltet auf Problem vorhanden, Problem muss gelöst werden. Ich habe immer in meinen beiden Rucksäcken etwas Notgeld versteckt. Die mich schon oft gerettet haben. So hatte ich also noch etwa 70€ zur Verfügung.
Wiederum hieß es also Mama und Papa anzurufen und um Geld und Kreditkarten zu bitten 🙂
Behilflich ist dabei der Service von Wester Union. Dies rettet einen und ist recht simpel. Die Gebühren sind sogar voll okay. Dabei muss jemand in Deutschland zur einer WU-Filiale (bei Deutsche Post Filialen sollte das auch funktionieren) und Bargeld einzahlen und nur das Land angeben, wo es hin soll. Dieses Geld kann man dann in dem jeweiligen Land bei allen größeren WU-Filialen mit Ausweis und dem aus Deutschland erhaltenen Code einfach abholen. Hat ohne Probleme geklappt! Dankeschön an Mama und Papa 🙂 Ungeschickt ist dann nur, dass man recht große Summen mit sich herumträgt.
Mit meinen Notgroschen sollte ich zumindest erstmal in Ecuador über die Runden kommen bis ich in Kolumbien das erste Mal neues Geld abholen sollte.
Am Wochenende in Quito hatte Rosi frei und war super motiviert Dinge zu unternehmen. So starteten Rosi, Mati und ich Ausflüge nach:
Mitat del Mundo
Der Mittelpunkt der Erde! 00° 00° 00°! Die Grenze zwischen der Nord- und Südhemisphäre!
Dort ist neben dem großen Monument eine Museenlandschaft errichtet, mit allem möglichen Themen. Aber am interessantesten sind aufgebaute Experimente, die nur an diesem Ort der Welt möglich sein sollen.
Theoretisch kann man ein Ei auf einer Nadel aufstellen, ohne dass die Corioliskraft dieses umwirft.
Auch der Klassiker, dass Wasser im Abfluss im Norden und Süden in unterschiedliche Richtungen abläuft, wird hier geprüft. Und sorry, aber es ist nicht wahr. Die Masse des Wasser ist zu gering, weswegen die Geometrie des Beckens entscheidend ist. In den Weltmeeren, hat die Erdrotation aber tatsächlich entscheidend Einfluss auf Fließrichtung.
Auch interessant: Man wiegt weniger, wenn man sich am Äquator auf die Waage stellt, als zuhause in Deutschland!
Man muss klein geschrieben noch erwähnen, dass diese Grenze, nach moderner GPS-Überprüfung, gar nicht der wahre Äquator ist…! Dieser liegt einige 100 Meter entfernt. Aber pssst! Dem Ort und dem Mittelpunkt der Erde nimmt das nicht seine Magie.
Nationalpark Cotopaxi
Cotopaxi ist ein aktiver Vulkan mit 5897 Metern. Jedoch war das Wetter in der Region schlecht und bei Wolken ist der Vulkan nicht zu sehen.
Daher ging es zum:
Quilotoa
Ein inaktiver Vulkankrater, der gefüllt ist mit Wasser. Super schön. Schaut einfach die Bilder an. Wer jemals dort hin möchte, sollte keine Tour buchen (Preis 70-80€). Es fahren öffentliche Busse (etwa 5€) und der Eintritt ist kostenlos.
Alles in allem war die Zeit in Quito, vor allem dank der Gastfreundschaft von Rosi, super cool. Da ist wieder die Frage, warum jemand einem Fremden so viel gibt. Aber es ist wohl einfach die Freude jemand anderem eine Freude zu machen! Danke dafür! Dazu ist es für Leute in Ecuador, trotz guten Job und Geld nicht möglich die Welt zu bereisen. Daher lädt Sie die Welt zu sich ein. Rosi wollte mit Mati dieses Jahr nach Europa reisen. Was aber daran scheiterte, dass Deutschland ihr Reisevisum ablehnte. Wir können in ganz Südamerika spontan Servus sagen und dürfen ins Land. Fair ist das irgendwie nicht!
Aber jetzt geht’s weiter mit 70€ in der Tasche nach Viva Colombia! 🤠